NEULICH...


“Ich räume noch schnell die Pfeifen weg!” rief ich meiner Frau noch zu.
“Ich geh schon mal ins Bett.” kam es leise aus dem Schlafzimmer zurück. Schnell waren die frisch gereinigten Pfeifen in den Schrank gelegt. Mit zufriedenem Gesicht schaute ich mir die Ausbeute des Tags an. Bei einem Besuch beim Pfeifenhändler hatte ich mir eine schöne neue Pfeife gegönnt. Frisch und ungeraucht lag sie in meiner Hand. “Du bist morgen dran!” sagte ich leise, stellte die Neue in den Schrank und schloss die Glastür.
“Kommst du, Schatz?”
“Bin unterwegs”. Noch Licht aus und dann ins Bett. Morgen muss ich schliesslich früh raus! Gute Nacht!
“Hallo..........?”
“Hallo..............?”
“Was ist jetzt wieder los??? Kann man nicht mal Nachts seine Ruhe haben hier?” tönte es aus dem Pfeifenschrank.
“Äääh ja... ich wollte nur......”
“Was wolltest du..., wer bist du eigentlich?”
“Ich bin neu hier, wollte nur Hallo sagen!”
“Och nee! Nicht schon wieder Frischholz! Leute hört her, wir haben einen Neuen!”
Gemurmel aus alles Ecken des Pfeifenschranks war die Antwort auf den Ausruf.
“Was, Wo, Wer Wie ?”
“Ben, was ist los, warum weckst du uns?”
“Ein Neuer im Schrank, Karl, vorne im Pfeifenständer. Erstes Brett.” kam es von Ben zurück.
“Ach so! Na dann Kleiner! Wer bist du? Wie heisst du? Wo kommst du her?” fragte Karl
“Ich heisse Stan, bin eine Stanwell und war bis heute Mittag noch mit meinen Kumpels zusammen beim Pfeifenhändler in der Auslage. Dann hat mich der Mensch einfach mitgenommen, und jetzt bin ich hier.”
“Hallo!”
“Hallo.”
“Hallo.” kommt es aus allen Ecken des Schrankes zurück.
“Den Namen Stan kannst du Dir aber schon abschminken. Wir haben so viele hier die Stan heissen wollen, dass wir total durcheinander kommen. Wenn sonst hier einer Stan ruft melden sich dann alle deine Stanwell-Kollegen und hier herrscht das totale Chaos. Also, hast du irgendeine Shapenummer oder Besonderheit?” fragte Ben
“Ich hab eine goldene Krone und die Shapenummer 24 und bin Schwarz mit einem Ring am Holm.” antwortet die neue Pfeife etwas eingeschüchtert.
“Alles klar”, kommt es von Ben zurück, €ž”Dann heisst du ab jetzt “Blacky”, mein Freund.”
“Na gut.”
“So, das wäre geklärt!” fährt Ben fort. “Jetzt werde ich dir mal erklären, wie das hier bei uns im Pfeifenschraunk funktioniert; Karl, das ist die grosse Calabashpfeife ganz oben bei den Büchern und ich sind die Chefs hier im Schrank. Ich bin Ben und eine Bentley, die Lieblingspfeife des Menschen. Wir sorgen hier für Ordnung. Im zweiten Brett sind die Pfeifen die mit Latakiatabaken geraucht werden. Da schaut žSir Dunn nach dem Rechten.”
“Hello Blacky,” kam es vom Sir Dunn, einer Dunhill Shell mir feinem Silberring und einem nicht zu überhörenden englischen Akzent. “Bist du eine Latakia or eine Virginia Pipe?”
“Oder bist du ein Süüüsser, mein Schatz?” kam Detlefs nasale Stimme rechts aus der Ecke, die von einem Schwall Vanilleduft begleitet wurde.
“Äääh...Ja.... Ich weiss nicht so recht, ich hab noch nie........ihr wisst schon !”, stotterte Blacky.
“Du bist noch Jungpfeife? Noch nie geraucht?” echote Ben
“Noch nie!” gab Blacky verlegen zu. “Wie ist denn das, das “geraucht werden?” Tut das weh?”
Stille im Schrank!
Ben war der der erste der sich wieder meldet: “Ja nun......., wie soll ich dir das erklären.......das ist wie.........”
“Ben, lass mich das machen!” säuselt eine angenehme weibliche Stimme von oben aus dem Schrank
Die Stimme gehört Anne, einer schönen Anne Julie Pfeife die neben Karl in der Auslage im obersten Brett auf einem herrlichen Pfeifenständer thronte. Sie wird von den anderen Pfeifen nur “€žMama” genannt.
“Der Mensch wird dich nehmen, dich in die Hand nehmen, mit herrlichem Tabak stopfen, und den Tabak in dir mit dem Feuerzeug anzünden und...........” erklärt Anne
“Anzünden?????? Feuer???????? Aber, aber ich bin doch aus Holz! Ich werde verbrennen!” Blacky wurde panisch. “Nein, Nein ich will nicht...........”
“Oh ja! Old Boy wird dir richtig einheizen!”, kam eine Stimme vom Latakiabrett, die Pete, einer etwas rauhbeinigen Peterson Pfeifen gehörte, “Nicht wahr, Old Boy?”
“Häääääh?” antwortete Old Boy, das Pfeifenfeuerzeug , das auch oben bei Karl und Anne stand. “Wen soll ich beizen???”
“Einheizen, Anzünden, Rauchen, Old Boy!” rief die Peterson Pfeife laut nach oben. ”Was kann ich brauchen??”
“Vergiss es, Old Boy.” schrie Pete zurück, “Vergiss es einfach.”
“Jetzt mach dem neuen doch keine Angst” mahnte Mama Anne mit beruhigender Stimme. “Dafür wurdest du gebaut, das liegt in dir. Unser Mensch ist vorsichtig, er wird dich nicht verbrennen, er wird dich danach saubermachen und pflegen. Du wirst sehen: nach einer gewissen Zeit macht es dir und dem Menschen Spass.”
“Das sollte es aber auch, sonst kommst du in die Schublade!” kam es weiter unten dumpf aus dem Boden des Pfeifenschranks.
“Die Schublade? Was ist mit der Schublade?” fragte Blacky
Wieder betretenes Schweigen im Schrank!
“Wenn du dich nicht gut rauchen lässt oder einen Fehler hast, oder dem Menschen irgendwie nicht mehr gefällst, legt er dich in die Schublade, zu den anderen Namenlosen!” erklärte Ben dem wieder erschreckten Blacky. “Aber das muss nicht bedeuten, dass der Mensch dich nicht wieder raus holt, das ist nicht das Ende. Du kommst nicht sofort in die Bucht”
Blacky wurde langsam schwindelig: “Bucht ??”
“Das sagt unser Mensch jedenfalls immer, wenn er Pfeifen weggibt. Genau weiss ich das auch nicht. Aber einige von uns sind aus der Bucht, haben aber dabei kein Wasser gesehen. Sind einfach von einem zum anderen Mensch in einem Paket geschickt worden. Die Menschen sind schon komisch.”
versuchte diesmal Karl - die Calabash - Blacky zu beruhigen
“Was wird wohl werden?” spekulierte auf einmal Pete in die Runde “Als Stanwell wirst du bestimmt so eine Virginia Weichflöte.”
.
Was heisst hier Weichflöte, du irischer Latakiastinker!” bellte Ben zurück. “Wenn der Mensch dich raucht, fallen die Fliegen tot von der Decke und mein Mundstück läuft an.”
“Oh dear, no Question.” Sir Dunns stimme klang sehr betreten. “He wird a Latakia Pipe, of course. Ist the best Geruch ever!”
“Was wollt Ihr Filtervirginiaperiqueweicheier überhaupt, ihr mit euren ewigen Flakes, die brennen ja noch nicht mal richtig!” Pete war jetzt in richtig in Fahrt. Eine Pfeife, die was auf sich hält, raucht sich nur gut mit Latakia-Tabak!"
“Virginia!”
“Nein! Latakia!”
“Virginia!”
“Latakia!”
“Vanille, Vanille, Kirsche, Vanille!” gab Detlef im Singsang seinen Senf dazu.
“Virginia!”
“Ach nein: Indigooooo!!!!!”
“Ruhe!”
“Ruuuhe!!!!”
Karl hatte ein Machtwort gesprochen und war vom lauten Schreien ganz schön aus der Puste.
“Ihr seid mir ein paar schöne Pfeifen, dem neuen Angst einjagen und dann noch schön einen Streit vom Zaun brechen. Ihr solltet euch alle schämen. ALLE!!!”
“Junge, mach dir keine Sorgen, du machst das schon” munterte Karl den sichtlich mitgenommenen Blacky auf.
“Und jetzt ist Aus, Ende, Feierabend und Ruhe im Schrank. Einige von euch müssen morgen schliesslich arbeiten, morgen ist Stammtisch.”
“Gute Nacht!”
“Gute Nacht!”
“Gute Nacht!”
“Schon 8 ?”
“Good Night!”
“Naaaacht”
Blacky kam nur langsam zur Ruhe und beschloss aber dann, alles in Ruhe auf sich zukommen zu lassen.
Kurz bevor er einschlief, hörte er noch eine Gespräch, das gedämpft aus der Schublade zu ihm hoch drang:
“Ganz schön was los da oben!”
“Aber Hallo!!”
“Jeden Tag zanken die sich wie die die Kesselpfeifen.”
“Gut, dass wir hier in der Schublade liegen.”
“Ja, hier haben wir Ruhe vor den Menschen.”
“Und vor denen da oben...”